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Autor:
Silvia
Brückner alias Anabelle Moore
2005
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Nahe
bei dem Dorf Hinterwolkenheim befand sich ein schöner, großer
Wald, der sah fast so aus wie ein Märchenwald.
In dem Wald lebten Wichteltrude, die Zwergenfrau, und Alf, der Blumenelf. Vom Frühjahr bis in den Herbst hatten beide viel zu tun, denn Alf musste dafür sorgen, dass die Waldblumen blühen und gedeihen konnten, und Wichteltrude war für das Wachstum der Beeren und Pilze verantwortlich. Wichteltrude und Alf mochten sich sehr gerne und trafen sich jeden Abend zu einem kleinen Plausch auf der Lichtung unter der großen Tanne, unter deren Wurzeln Wichteltrude zu Hause war. Und weil sie sich so gerne hatten, waren beide auch jedes Jahr sehr traurig, wenn sie sich zu Winterbeginn trennen mussten, denn dann musste sich Alf mit der ganzen Elfenschar in den aus Schnee – und Eiskristallen erbauten Winterpalast der Elfenkönig zurückziehen und Wichteltrude hatte sich mit dem Zwergenvolk in ihr unterirdisches Zuhause unter den Baumwurzeln zu begeben. So war nun einmal das Gesetz und daran war nichts zu ändern. Aber
noch war schönster Sommer und Wichteltrude und Alf genossen ihr Zusammensein
und dachten nicht an Abschied. Nur eines ärgerte die beiden.
Und so kam es, dass in einer mondhellen Nacht die Zwergenfrau und der Blumenelfenmann ihren Wald verließen und zur Fabrik nach Hinterwolkenheim marschierten. In die Fabrik hineinzukommen
fiel ihnen nicht schwer, denn beide konnten sich so winzig klein machen,
dass es ihnen ein Leichtes war, durch das Schlüsselloch zu schlüpfen.
Auch den Saal, in dem die großen Maschinen standen, die am laufenden
Band Gartenzwerge und Elfenfiguren ausspuckten, fanden sie recht
schnell. Aber wie um alles in der Welt sollten ein Elf und eine Zwergin
wissen, wie man die Maschinen einstellen musste? Ratlos standen die beiden
vor den Metallungetümen. Bis Alf die rettende Idee hatte.
Und die mächtige Verbindung von Elfen – und Zwergenzauber verfehlte ihre Wirkung nicht. Herr Fabrikdirektor Knobel wunderte sich nicht schlecht, als am nächsten Tag lauter Gartenzwergenfrauen und Blumenelfenmänner vom Band liefen. Aber da ihm die Figuren gefielen, beschloss er, sie an seine Kunden auszuliefern. Und auch die schlossen die neuen Figuren ins Herz. Und so traten die Gartenzwergenfrauen und Blumenelfenmänner ihren Siegeszug durch die Gärten an. Und bald bezweifelte kein Mensch mehr, dass es Zwergenfrauen und Elfenmänner gab. Wichteltrude
und Alf hätten nun eigentlich zufrieden sein können. Aber inzwischen
war es Herbst geworden und der Gedanke an den nahenden Abschied machte
ihnen das Herz schwer.
Und wieder war es eine mondhelle Nacht, als das noch nie Dagewesene geschah. Die Zwergenfrau und der Elfenmann gaben sich feierlich das Jawort, und nur die Nachteule war ihr Zeuge und gab mit ihrem schaurigen Schuhu, Schuhu den beiden ihren Segen. Als aber der Winter kam, konnten sie weder in den Winterpalast der Elfenkönigin noch in das Zwergenreich unter den Baumwurzeln einziehen, denn sowohl die Elfenkönigin als auch der Zwergenkönig waren sehr erzürnt ob dieser Freveltat und duldeten das ungleiche Paar nicht in ihren Reichen. So blieb den beiden nichts anderes übrig, als bei Familie Eichhorn anzuklopfen und um ein Winterquartier zu bitten. Und die mitleidigen Eichhörnchen rückten zusammen und ließen das junge Paar in ihrem Koben wohnen. Da die fleißige Eichhornfamilie genügend Vorräte für den Winter gesammelt hatte, mussten auch die Jungvermählten keinen Hunger leiden. Und als der Frühling ins Land zog und die Erde mit einem Blütenschleier verzauberte, brachte Wichteltrude ein Zwillingspärchen zur Welt. Die Kinder waren allerliebst mit ihren roten Zipfelmützen und lustigen Zwergenknubbelnasen, den winzigen Spitzohren und zarten Elfenflügelchen. Und bald schon nannte man im ganzen Wald die Kinder von Wichteltrude und Alf nur noch die Elfenzwerge. Weil die beiden kleinen Elfenzwerge aber gar so niedlich waren und ihren Eltern nur Freude bereiteten, beschlossen viele Elfen und Zwerge, einander zu heiraten um auch so reizende Kinder zu bekommen. So entstand
im Reiche der Naturgeister die neue Gattung der Elfenzwerge. Und es dauerte
nicht lange, da merkten es alle, dass die Elfenzwerge eine ganz besondere
Zauberkraft besaßen, vereinten sie doch in sich die Magie beider
Völker.
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Copyright by Silvia
Brückner alias Anabelle Moore
2005
Fotos: Rudi alias "Das letzte Einhorn?" (Erbler Rudolf) |
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