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Autor:
Thomas Kratochwil
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Es war einmal ein Baum, wunderschön anzusehen, voller Pracht stand er da. Viele Leute aus dem Dorf kamen zu ihm, um in seine Rinde etwas hineinzuritzen, um Trost oder nur etwas Ruhe unter seinem Schutz zu suchen. Bemerkenswert war, dass dieser Baum an einem Abgrund stand, die Wurzeln freigelegt. Es schien so, als müsste er bei den kleinsten Brisen umfallen und in die Tiefe stürzen. Nach jedem Unwetter kamen einige Leute aus dem Dorf um nachzusehen ob der Baum noch an seinem Platz stand. Er stand da als könnte ihm nichts passieren, vielleicht wankte er ein wenig, aber das war nur der Wind der mit ihm zu spielen versuchte. Keine Erklärung dafür hatten die Leute aus dem Dorf, wussten sie doch eines nicht: Die benachbarten
Bäume waren es, die ihre Wurzeln still und heimlich zu dem großen
Baum wachsen ließen. Sanft schlangen sie ihre Wurzeln um die des
großen Baumes, um ihn unbemerkt und in großer Liebe zu halten.
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Copyright:
Geschichte: Thomas Kratochwil Fotos: Rudi alias "Das letzte Einhorn?" (Erbler Rudolf) |
Thomas ist leider im Juli 2020 von uns gegangen und wird uns keine neue Geschichte mehr schicken. Aber mit diesem Märchen lebt er für immer unter uns und bleibt uns in Erinnerung. Seine Familie hat mir diesen kurzen Nachruf übermittelt. |
Thomas Kratochwil 6.8.1964 – 25.7.2020 Wurzeln greifen tief, auch wenn ein Baum gefällt wird. Deine Kinder Valentin, Lorenz und Leonie
und alle Märchenfreunde |
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